„DHMO – ein gefährlicher Stoff“

„Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung.“

Antoine de Saint-Exupéry

Das Modul bietet einen niederschwelligen Zugang zur Verschwörungsthematik und kann als Einführung in die Thematik genutzt werden.

Fachliche Einführung und Entscheidungshilfe

Dihydrogenmonoxid (DHMO) ist eine chemisch korrekte, aber unübliche Bezeichnung für Wasser. Es handelt sich dabei um einen wissenschaftlichen Witz. Der Begriff, der einen alltäglichen und lebenswichtigen Stoff wie eine gefährliche Chemikalie erscheinen lässt, wurde mit der Absicht geprägt, Ängste vor Chemikalien und den dadurch stark emotionalisierten Aktionismus zu karikieren. Der „DHMO-Streich“ tauchte erstmals 1989 auf. Damals schafften es drei Studenten aus Santa Cruz in Kalifornien angeblich sogar, viele Mitglieder ihrer Universität für kurze Zeit mit einem Flugblatt aufzuschrecken, das auf die angeblichen Gefahren des Stoffes hinwies. Heute gibt es unterschiedliche Internetseiten, die die Thematik aufgreifen und mit verschiedenen Verschwörungsmythen verbinden.

Was hat diese Thematik mit Antisemitismus zu tun?

Mit der Verschwörungsthematik sind gewisse Denkstrukturen verbunden, die auch zentral für antisemitische Einstellungen und Deutungen sind. Dabei erfüllt dieses Verschwörungsdenken für die Nutzer und Nutzerinnen unterschiedliche Funktionen, unter anderem ermöglicht es ihnen, komplexe Sachverhalte wie Krisen so zu vereinfachen, dass sie leicht verständlich werden. Dies bietet wiederum den Vorteil, konkrete Problemverursacher ausmachen zu können, die als Gegenbild zum Eigenen, dann als böse und schlecht, vorgestellt werden können. Zentral für dieses Verschwörungsdenken ist die selektive Quellen- und Informationsauswahl und damit das Verzerren von Fakten. Suggeriert wird auch, die Gruppe derer, die die Verschwörung erkannt haben, verfüge über elitäres Wissen. Über den hier gewählten Einstieg, der die Funktionsweise von Verschwörungsideologien aufgreift, haben Sie die Möglichkeit, diese Denkstrukturen zu irritieren und individuelle Einstellungen zu reflektieren, ohne dass Antisemitismus direkt thematisiert wird.

Ziele:

  • Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen hinterfragen den eigenen Umgang mit Informationen und nehmen damit einhergehende Widersprüche wahr.
  • Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sind befähigt, mit Informationen adäquat umzugehen und diese mit geeigneten Mitteln zu hinterfragen.

Kurzablauf:

AblaufMethodeMaterialZeitumfang
Einzelarbeit (EA)Lesen, Meinung bilden, Notizen machenHandzettel, Arbeitsblatt5 Minuten
Auswertung der EA AufklärungBefragung und Kurzvortrag10 Minuten
Gruppenarbeit (GA)Diskussion/Recherche im InternetA3-Papier, Notizzettel, unterschiedliche Filzstifte15 Minuten
Checkliste als ErgebnissicherungVorstellung der Gruppenergebnisse und Zusammenfassung15 Minuten

Ablauf:

1) Die Teilnehmenden erhalten den DHMO-Handzettel. In einem ersten Schritt klären die Teilnehmenden in Einzelarbeit, ob sie das Anliegen unterstützen würden oder nicht. Dazu kann das Arbeitsblatt mit folgenden Fragen genutzt werden:

Würden Sie/Würdet ihr den Zettel unterschreiben?
Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?

5 Minuten

2) Je nach Gruppengröße befragen Sie nun entweder alle Teilnehmenden oder Einzelne, ob sie den DHMO-Handzettel unterschreiben würden und wie sie dies begründen. Nun klären Sie die Teilnehmenden über den DHMO-Streich auf und geben die entsprechenden Informationen zur Geschichte des Streichs weiter. Sie sollten in diesem Zusammenhang auch auf die erwähnten Anknüpfungspunkte zu Verschwörungstheorien hinweisen (siehe Einführung).

10 Minuten

3) In Gruppenarbeit erstellen die Teilnehmenden im Anschluss eine Checkliste für den Umgang mit derartigen Informationen. Dies kann durch Ausdiskutieren in den Gruppen und durch Internetrecherche geschehen. Je nach Gruppenkonstellation können die unten stehenden Fragen als Hilfestellung bei der Betreuung der Gruppen genutzt werden, vergleichen Sie dazu auch die Beispielcheckliste.

Hilfe zum Einstieg in die Gruppenarbeit bei Bedarf auf Notizzettel festhalten:

  • Warum hat der Streich funktioniert?
  • Warum hat der Streich nicht funktioniert?
  • Welche Wirkung hatte der DHMO-Handzettel?
  • Handelt es sich bei den genannten Gefahren um falsche Informationen?
  • Welche Informationen fehlen zur richtigen Beurteilung?

Fragen zum Erstellen der Checkliste A3-Papier (siehe Beispielcheckliste):

  • Welche Herangehensweise wäre für den Umgang mit derartigen Informationen hilfreich?
  • Welche Methoden können bei der Überprüfung der Informationen angewendet werden?
  • Sind ähnliche Informationsmuster bei Verschwörungstheorien oder Informationen im Internet bekannt?

15 Minuten

4) Ergebnissicherung:
Die Herangehensweisen und Methoden für den Umgang mit derartigen Informationen sollen von den Teilnehmenden am Ende vorgestellt werden. Der Teamer fasst die wesentlichen Punkte zusammen, die für die Weiternutzung der Checkliste im Umgang mit Verschwörungstheorien oder Fake News hilfreich sein können.

Weiter gedacht können Sie Rechercheaufträge/Referate oder ähnliche Hausaufgaben über gängige Verschwörungstheorien oder sogenannte Fake News vergeben. Diese sollen dann mithilfe der erarbeiteten Methode hinterfragt werden.

15 Minuten

Literatur und weiterführende Links: